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Gutes Palmöl, böses Palmöl

Palmöl Supermarkt Einkaufswagen

Palmöl ist problematisch und allgegenwärtig. Eine Erhebung von Greenpeace zeigt, dass in rund 50 Prozent aller Supermarktartikel das pflanzliche Öl als Inhaltsstoff wiederzufinden ist. Doch es gänzlich zu ersetzen wäre auch keine Lösung.

Steht man im Supermarkt vor dem Regal in dem Duschgel angeboten wird scheint die Auswahl schier unendlich. Eine Vielzahl verschiedenster Produkte und Marken bietet beinahe für jeden das Richtige. Doch findet sich hier auch ein Artikel der palmölfrei ist? Eine kurze Nachfrage bei der Supermarktverkäuferin löst Ratlosigkeit aus: „Da kann ich Ihnen leider nicht helfen. Da bin ich überfragt.“. Die Umfrage bei, mit Einkaufswagen vorbeischlendernden, Konsumenten ergibt, dass ein Großteil der Befragten kein Palmöl in diesen Artikeln vermutet. Nach weiteren Produkten und ihrem Palmölgehalt befragt, zeigt sich aber – Nutella und Nivea verbinden Kunden durchaus damit. Knuspermüsli und Reinigungsprodukte fallen jedoch im Bewusstsein des Endverbrauchers durch.
Will man beim Einkauf gänzlich auf palmölhaltige Produkte verzichten, lässt sich das heutzutage nur schwer und mit großen Entbehrungen bewerkstelligen. Chips, Kekse, Fertiggerichte, Reinigungsmittel, Kosmetika, Süßwaren, ja sogar in Semmeln ist das Öl verarbeitet. Kaum ein Produkt kommt ohne das pflanzliche Fett aus. Dem Konsumenten ist oft nicht bewusst was in seinem Einkaufswagen landet.

Von gut zu böse

Palmöl wird aus den Früchten der, ursprünglich in Afrika heimischen, Ölpalme gewonnen. Das in seiner natürlichen Form orangerote Öl wird aus den, mit Wasserdampf vorbehandelten und anschließend gepressten, Früchten der Palme erzeugt und ist mit einer leicht süßlichen Geschmacksnote versehen. Trotz seines hohen Anteils an gesättigten Fettsäuren von rund 52 %, denen naturgemäß negative Eigenschaften zugeschrieben werden, fällt es durch seinen hohen Anteil an Carotinen und Vitamin E auch durchaus positiv auf. Das aus den Früchten gewonnene Rohöl wird jedoch, in den meisten Fällen, raffiniert und gebleicht. Durch diesen Prozess verliert es seine orangerötliche Farbe und der süßliche Geschmack wird durch ein beinahe neutrales Aroma ersetzt.
Auf Grund dieser Verarbeitungsschritte entstehen, laut der neuesten Studie von Greenpeace, die Schadstoffe 3-MCPD und Glycidyl-Ester, die im Verdacht stehen krebserregend zu sein und den positiven Effekt der Frucht ins Negative umkehren. Laut der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ist Glycidol sogar erbgutverändernd und somit mit keiner tolerierbaren täglichen Aufnahmemenge zu beziffern.
Durch den billigen Produktionsprozess ist Palmöl mittlerweile ein Produkt von globaler Bedeutung und mit rund 30 % Marktanteil zum wichtigsten Speiseöl der Welt geworden. Diese Entwicklung hat, wie so oft in einer globalisierten Welt, auch negative Auswirkungen. Vorrangig davon betroffen sind Indonesien und Malaysia die, begünstigt durch das dort vorherrschende Klima, zu den Hauptanbaugebieten zählen. Dort werden große Flächen Regenwald für die benötigten Plantagen gerodet und somit auch der Lebensraum vieler einzigartiger, vom Aussterben bedrohter Tierarten nachhaltig zerstört.

Ein kurzer Aufschrei

Nachdem Greenpeace im September 2017 die Ergebnisse ihrer aktuellen Studie zu diesem Thema veröffentlicht hatte, welche die Gefahren von Palmöl in Lebensmitteln aufzeigte, gingen die Wogen in den österreichischen Medien hoch. Es folgte eine intensive Berichterstattung darüber. Ein namhafter Lebensmittelkonzern in Österreich kündigte an, einige der in der Studie untersuchten und schwer belasteten Produkte vorübergehend aus dem Sortiment zu nehmen. Die Politik reagierte darauf in Form einer Ankündigung von Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner (SPÖ), welche bekannt gab, eine Expertenrunde zu dieser Problematik einberufen zu wollen. Für ein paar Tage schien es, als würde dieses Thema nun endlich den Durchbruch schaffen und die öffentliche Aufmerksamkeit bekommen, die es verdient. Doch schon nach kurzer Zeit verlor sich das Interesse daran und die Berichterstattung konzentrierte sich wieder auf den bevorstehenden Wahlkampf.

Und wie geht es weiter?

Aktuelle Trends zeigen dass, gerade bei jüngeren Menschen, ein immer größeres Bewusstsein dafür erwächst, was konsumiert wird. Frische Zutaten und Nachhaltigkeit spielen mittlerweile eine große Rolle in der Ernährung. Dennoch hat es die Berichterstattung über Palmöl noch nicht ganz geschafft die Gunst der Stunde des Clean-Eating-Trends für sich zu nutzen. Laut Helene Glatter-Götz vom WWF hat sich die Situation, des Bewusstseins über Palmöl in Lebensmitteln, aber durchaus verbessert: „Wenn man die Leute darauf aufmerksam macht, gibt es mittlerweile eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema. Das Problem ist, dass ein Großteil des Öls auch in anderen Produkten wie Kosmetika verarbeitet ist und in der Form von den Konsumenten gar nicht wahrgenommen wird.“ Des Weiteren weist die Expertin darauf hin, dass der WWF gar nicht darauf bedacht ist Palmöl als solches gänzlich abzulösen: „Es sollte darauf geachtet werden nachhaltig produziertes Palmöl zu konsumieren. Denn ein Ersetzen von Palmöl würde zu einer noch drastischeren Situation führen.“ Das kommt daher, dass Palmöl, im Vergleich zu anderen pflanzlichen Ölen, eine sehr gute Ertragsmenge pro Pflanze vorweisen kann. Bedeutet: Für einen Liter Palmöl wird viel weniger Plantagenfläche benötigt als für einen Liter Sojaöl.
Agrarminister Andrä Rupprechter (ÖVP) hat Mitte Juli 2017 im Nationalrat angekündigt, dass Produkte die das AMA-Gütesiegel tragen in Zukunft palmölfrei werden sollen. Gespräche mit der AMA hätte es dazu schon gegeben und auch die Behörden haben Maßnahmen bestätigt, die ab nächstem Jahr das pflanzliche Fett aus besagten Produkten verbannen sollen.

Palmöl Vergleich Ölpflanzen
Als Konsument sollte man also vorrangig darauf bedacht sein nachhaltig einzukaufen. Helfen können dabei Apps wie zum Beispiel „Code Check“. Dieses Tool erlaubt es dem Verbraucher den Barcode eines Produktes zu scannen und liefert daraufhin eine genaue und benutzerfreundliche Auflistung aller Inhaltsstoffe. Will man aber ganz sicher sein das pflanzliche Fett nicht in seinem Essen zu haben, sollte vorwiegend auf heimische und frische Produkte zurückgegriffen werden.

-Ralf Waldhart-

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